Stellungnahme zu den antimuslimischen Drohbriefen 

an die Gemeinden in Göttingen



Das Göttinger Bündnis gegen Rechts solidarisiert sich mit den Betroffenen der antimuslimischen und rassistischen Drohschreiben und appelliert an die Göttinger Zivilbevölkerung: Göttingen ist nicht immun gegen Angriffe. Empört, solidarisiert und engagiert euch!


Wie viele Appelle sollen noch kommen?


Göttingen ist erneut zu einem Ort rechter Bedrohungen geworden.
Bereits im November 2022 erhielten die liberale jüdische Gemeinde und die türkisch-muslimische DITIB Gemeinde in Göttingen per Brief und E-Mail Mord- und Gewaltdrohungen. Im Februar diesen Jahres, pünktlich zum Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau, platzierten Unbekannte rassistische Schmierereien vor den Eingängen zahlreicher Geschäfte. Nun gingen Drohschrieben an drei muslimische Gemeinden und an Göttinger Geschäftsinhaber*innen. Wir teilen das Entsetzen und die Beunruhigung der Betroffenen und solidarisieren uns mit ihnen.


Im Moment des Angriffs von Rechts stehen wir zusammen.


Wir können nur wiederholen, was wir bereits vor zwei Jahren schrieben:
Als zivilgesellschaftliches, antifaschistisches und überparteiliches Bündnis in der Stadt verurteilen wir die antimuslimisch motivierten Bedrohungen gegen die Gemeinden in aller Schärfe! - unabhängig davon, ob wir religiöse, politische und weltanschauliche Perspektiven teilen.
Diese Taten sind keine Einzeltaten. Sie sind die Bedrohung einer Gesellschaft, die wir pluralistisch, solidarisch und gegen jede Form von Hass und Menschenfeindlichkeit gestalten und auch verteidigen. Die Kontinuitäten rechter Bedrohung und die neue Qualität extrem rechter Angriffe sind alarmierend und rufen uns alle zum Handeln auf.


Aus Worten werden Hetzbriefe werden Taten.


Erst wenige Tage vor den Briefen kam es zu einem Brand vor dem Aliman-Markt, dessen Ursache nicht geklärt werden konnte. Die betroffenen Gemeinden machen unmissverständlich klar: Der Brand und die Bedrohungen stehen für sie im Zusammenhang. Das müssen wir respektieren, und nicht pauschal abtun. Der Umgang mit dem NSU-Komplex lehrt uns, klar, besonnen und reflektierend an der Seite von Betroffenen zu stehen.
Mölln, München, Kassel, Hanau... Wir wissen, wie aus Gedanken und Worten Taten werden. Diesem Trend müssen wir uns entgegenstellen.


Empört euch! Solidarisiert euch! Engagiert euch!


Wir sehen die Drohungen auch im Kontext einer immer enthemmter geführten Debatte rund um das Thema Migration. Das inzwischen salonfähig gewordene Maß an Desinformation und Stigmatisierung befeuert ein Klima der Ausgrenzung – gegen Geflüchtete ebenso wie gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und ihre Nachkommen. Wir dürfen diesen Status Quo nicht akzeptieren und rufen auf: Empört euch über die Gewalt, begegnet ihr dort, wo sie beginnt - in der Sprache der politischen Debatten und der Medien, in den WhatsApp Gruppen und Sportvereinen, auf dem Schulhof, im Pausenraum und am Abendbrottisch.


Antifaschismus, Solidarität und gesellschaftlicher Zusammenhalt sind Handarbeit!


Viele Jahre konnten die meisten Göttinger*innen ohne Angst vor Neonazis, Faschist*innen und rechten Netzwerken leben. Rechte Netzwerke hatten es schwer sich zu etablieren, weil viele Menschen sich unermüdlich antifaschistisch engagierten, aufstrebenden Nazis das Handwerk legten, ihnen keinen Schritt gewährten - ganz praktisch auf der Straße oder im städtischen Diskurs. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch unsere Stadt kein sicheres Pflaster ist, insbesondere nicht für marginalisierte Menschen. Das machen die jüngsten Angriffe erneut deutlich.


Wer stoppt Faschist*innen - heute und jetzt?


Auf diese Frage kann es in einer Demokratie nur eine Antwort geben: Wir alle sind gefordert! Als Nachbar*innen, Passant*innen, als Kolleg*innen, als Mitschüler*innen und Kommiliton*innen. Aber auch staatliche Organe, wie Polizei und Verfassungsschutz dürfen kein weiters Mal versagen.


Wir appellieren: Unsere Solidarität ist stärker. Solidarität ist nicht nur eine Haltung, sondern eine Handlung. Solidarität bedeutet wachsam sein gegenüber Worten und Taten - in Göttingen und überall. Wenn du es bisher nicht getan hast: schließ dich mit anderen Menschen in Gruppen, Vereinen und Einrichtungen zusammen! Verbünden wir uns!


Denn wir wollen gemeinsam und ohne Angst in Vielfalt leben.


Das Göttinger Bündnis gegen Rechts



Pressekontakt: kontakt@buendnisgegenrechtsgoe.de